Mittwoch, 17. Juni 2009

Medienkontrolle durch das Volk

Firmen ziehen Werbespots zurück im Umfeld der RTL-Sendung "Erwachsene auf Probe"

Der Autor dieser Zeilen ist der Aufforderung des Familiennetzwerkes *) nachgekommen und hat Protest-Emails an 27 Firmen geschrieben, die Werbespots im Umfeld der RTL-Sendung "Erwachsene auf Probe" haben senden lassen. (Siehe nun auch ---> Yahoo-News.)

Man ist nun doch einigermaßen erstaunt, wie schnell, sensibel und einigermaßen persönlich und authentisch viele dieser Firmen auf diese Protest-Email reagieren. Jeder Leser kann es im Selbstversuch probieren. Folgender Text wurde vom Familiennetzwerk vorgeschlagen und auch vom Autor dieser Zeilen für die Protest-Email übernommen:
Sehr geehrte Damen und Herren,

mit Entrüstung habe ich zur Kenntnis genommen, dass Sie für Ihre Produkte in der RTL-Sendung "Erwachsen auf Probe" werben.

In dieser Sendung werden Säuglinge an fremde Jugendliche verliehen.
Das ist Kindesmissbrauch und -misshandlung, viele Fachleute und Verbände laufen dagegen Sturm.

Mitbewerber haben sich bereits von dieser Sendung distanziert.
Solange ich Sie mit der o.g. Sendung in Verbindung bringen muss, werde ich Ihre Produkte meiden.

Mit freundlichen Grüßen,

...
Und dann wurde vom Autor dieser Zeilen noch darunter gesetzt:
PS: Ich berufe mich auf Informationen auf --> dieser Seite.
Medienkontrolle durch das Volk

Eine ganze Reihe sehr positiver Reaktionen konnte man dadurch bei diesen Firmen auslösen und bemerken. VHV.de schrieb:
"Gleich vorab: Wir werden unseren Werbespot in diesem Umfeld nicht mehr schalten. ..."
Obi.de antwortet:
"... Da wir Ihre Beschwerde ernst nehmen, haben wir unsere Agentur gebeten, die gebuchte Werbung nicht während der Sendung "Eltern auf Probe" zu senden."
Boehringer-Ingelheim.com:
"... Eine weitere Schaltung unserer Werbespots wird im Umfeld dieser Sendung nicht mehr erfolgen."
Muellermilch.de reagiert irgendwie zögerlich:
"... Wir nehmen Ihre Anmerkungen aber gerne als Anlass, noch einmal unsere Auswahl an Formaten zu überprüfen."
Nintendo.de:
"... Nachdem wir nun durch Zuschauer auf die Problematik aufmerksam gemacht wurden, haben wir umgehend reagiert und die weitere Werbung im Umfeld der Sendung 'Erwachsene auf Probe' eingestellt."
Kqv.de:
"... Wir teilen jedoch Ihre Meinung zu der Sendung und distanzieren uns von dieser. Wie schnell unsere Marketing-Abteilung dies umsetzen kann, können wir Ihnen heute leider noch nicht sagen. "
DocMorris.com:
"Wir hatten ohnehin keine weitere Werbung im Umfeld dieses Formats geplant. Von daher denken wir, dass sich Ihr Anliegen erledigt hat."
Danone.de:
"Dass unsere Werbung im Werbeblock dieser Fernsehsendung ausgestrahlt wurde, bedeutet nicht, dass wir diese Fernsehsendung unterstützen. Wir können Ihnen versichern, dass wir im Umfeld derartiger Sendungen zukünftig nicht mehr werblich erscheinen."
An den Pranger mit ihnen ...

Die Firma Ikea hatte schon zuvor als eine der ersten Firmen reagiert. Insgesamt möchte man sagen: Na also. Geht doch. - Aber nun noch die Aufzählung der Firmen, von denen man bislang noch keine Antwort erhalten hat - auch zur Erinnerung und Einprägung:
Ford.com, kik-textilien.de, Katjes.de, Scoyo.com, Lidl.de, Ea.com, intl.Pepsico.com, Tena.de, Kochbar.de, Unilever.com, Axa.de, Tchibo.de, Bertelsmann.de, Loreal.de, Real.de, Groupe-bel.com
Solche Ansätze von Erfolgen jedenfalls ermutigen. Eine derartige Medienkontrolle müßte doch auch bei anderen Dingen möglich sein. - ?
________________

*) Die Aufforderung mit den schon praktischerweise gesammelten Email-Adressen der Firmen und Abteilungen wurde an die Abonnenten des Newsletters des Familiennetzwerkes gesandt. Die Sammlung dieser Email-Adressen kann auf Wunsch vom Bloginhaber weitergeleitet werden. Bitte fordern Sie sie an und machen Sie mit.

1 Kommentar:

Ingo B. hat gesagt…

Interessant übrigens, daß einige Firmen, die die Forderung zurückweisen, von der Meinungs-, Medien- und Pressefreiheit sprechen, die verletzt würde, wenn sie ihre Werbespots zurückziehen würden.

INTERESSANT, wie gedankenlos heutzutage der Begriff Meinungsfreiheit benutzt werden kann. Aber um es noch einmal festzustellen: Durch Entzug von Werbeeinnahmen schränkt niemand niemanden die Meinungsfreiheit ein. Was für eine groteske Argumentation.

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