Donnerstag, 15. April 2010

Edel-Katholiken blicken auf zum Papst

Eberhard von Gemmingen SJ brachte die Grabesritter erneut auf Linie

Wir beschäftigten uns schon mit dem "Grabesrittern", irgendso eine Art Laienorganisation und offenbar "Hilfstruppe" des Jesuitenordens und der katholischen Kirche. Laut "Nürnberger Nachrichten" von heute (15.4.10) haben diese Grabesritter eine Vortragsveranstaltung mit dem von uns ebenfalls schon behandelten Vorzeige-Jesuiten Eberhard von Gemmingen (ehemals Radio Vatikan) abgehalten. Im Gegensatz zu seinen früheren, öffentlichen Äußerungen werden seine gegenwärtigen immer düsterer, pessimistischer und damit ... - - - wirklichkeitsnäher, allerdings ist in der Titelzeile wieder von der gegenwärtigen Krise von Katholiken die Rede, anstatt der lebenslangen "Krise" von Mißbrauchsopfern:
Vatikan-Kenner: "Furchtbare Krise für Katholiken"
Prognose: Abschaffung der Kirchensteuer und Rückgang der Gläubigen

"Ich glaube, dass die Kirchensteuer in Deutschland längerfristig abgeschafft wird und die Zahl der praktizierenden Katholiken hierzulande weiter dramatisch zurückgeht."
Es wäre schon interessant, wenn für einen solchen Jesuiten wie den Herrn von Gemmingen tatsächlich die Kirchensteuer das erste ist, an was er in dieser Krise denken sollte. Dieser Eindruck ist sicherlich durch den berichtenden Journalisten falsch wiedergegeben worden (siehe unten). Nein, nein, so denkt man im Jesuitenorden ganz gewiß nicht. Man lebt halt nur vor allem auch von diesen vielen Kirchensteuern und gerät darum in düstersten Pessimismus:
Eine düstere, nüchterne Einschätzung, die Eberhard von Gemmingen SJ im Caritas-Pirckheimer-Haus (CPH) trifft. Der bekannte Jesuit und Vatikan–Kenner analysierte auf Einladung engagierter Christen den Zustand der römisch-katholischen Kirche in Deutschland.
Diese "engagierten Christen" - siehe gleich - sind die "Grabesritter:
Der gegenwärtige Missbrauchsskandal an katholischen Internaten und Heimen habe zu einer "furchtbaren Glaubwürdigkeitskrise" geführt. "Schlimmes ist geschehen. Wir müssen uns den Opfern zuwenden, damit ihnen Gerechtigkeit geschieht", betont der Ordensmann.
Merkt man es endlich, daß es noch Jahre dauern wird, bevor man hier zur Tagesordnung übergehen kann, da es sich nicht um eine kurzfristige Krise "der katholischen Kirche" handelt, sondern um die lebenslange "Krise" von Mißbrauchsopfern - ?!? Allmählich scheint man da doch auch Kirchen- und Jesuiten-intern auf den Trichter zu kommen. Wenn auch immer noch auf Umwegen:
Der versierte Journalist merkt an, dass in der aktuellen Berichterstattung zwar manche Artikel auch den Hass gegen die Kirche schüren, aber: "Wir Jesuiten meinen, dass die Medien insgesamt sehr anständig mit uns umgehen."
Die Medien gehen "sehr anständig" mit dem Jesuitenorden um - wie wahr!

Das möchte man allerdings auch meinen. Wahrscheinlich aufgrund kräftiger, verdeckter Zahlungen und sonstiger Einflußnahmen von Seiten der Public-Relation-Abteilung des Jesuitenordens und der katholischen Kirche. Schließlich zählt sie auch so versierte Medienleute wie Leo Kirch in ihren Reichen ... Aber die Grabesritter, diese 150%igen Edel-Katholiken, die sind natürlich ganz anderer Meinung:
Ein Zuhörer des Vortrags, zu dem die Gesellschaft St. Sebald und der "Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem" eingeladen hatten, ist da entschieden anderer Ansicht: Er sieht "Zeitungsschmierer am Werk, die überhaupt keine Ahnung haben".
Den Tonfall kennt man von "Ex-"Jesuiten auf dem Blog "Spreeblick". Gewiß haben die Journalisten keine Ahnung:
Von Gemmingen ist sicher, dass die Diskussion um Gewalt und sexuellen Missbrauch der Institution auch auf längere Sicht hin stark schadet. Die Weitergabe des Glaubens in der deutschen Kirche werde schwieriger.
"Die Weitergabe des Glaubens in der deutschen Kirche werde schwieriger"

Wohlgemerkt: In der deutschen Kirche! Dazu gleich noch mehr. - Wenigstens vertuschen die Jesuiten realistische Zukunftsszenarien nun nicht mehr, und zwar weder vor sich selbst, noch vor den treuesten Anhängern, die der Jesuitenorden offenbar hat, vor den "Rittern", Komturdamen und anderen Edel-Katholiken. Der Jesuitenorden bereitet seine Anhängerschaft also sehr vernünftigerweise auf schwere Zeiten vor:
Andererseits sei die Krise eine Chance: Dass die Kirche im Kreuzfeuer stehe, zeige, dass sie ernst genommen werde. Schließlich seien in ihr weltweit über eine Milliarde Menschen organisiert.
Was bleibt den Menschen auch anderes übrig, als sie ernst zu nehmen? Auch einen Edelkatholiken und Jesuitenschüler wie Stefan Raab und all den Medienschwachsinn, für den er steht, haben wir ja sehr ernst zu nehmen.

Hurra, "wir" sind nicht mehr Papst - sondern Italien ist wieder Papst!

Lauschen wir weiter diesen erbaulichen Ansprachen:
"Die Uhren südlich der Alpen gehen anders"

Aber hat die römische Zentrale auf den Missbrauchsskandal in Deutschland falsch reagiert? Wäre nicht rasch ein klärendes Wort seitens Papst Benedikt XVI. nötig gewesen? Jesuit von Gemmingen kennt die römische Kurie genau - er war mehr als ein Vierteljahrhundert lang der Leiter des deutschsprachigen Dienstes von Radio Vatikan. Seine Antwort: "Die Uhren südlich der Alpen gehen anders als die Uhren nördlich der Alpen."
Das sind neue Worte. Die hat man so - in Deutschland - noch nicht gehört. Auf deutsch ausgedrückt heißt das: so papsttreue Katholiken wie anderwärts in der Welt leben nördlich der Alpen nicht ... Und wohlgemerkt - im folgenden ist von einem angeblich "deutschen" Papst die Rede:
Der Vatikan ticke heute italienischer als vor 20 Jahren, die von Papst Paul VI. angeregte Internationalisierung sei eingeschlafen. In der "Medienwelt, in der sofort alles online steht", reagiere der Apparat deutlich zu langsam.
Hört es euch nur an, ihr edlen Ritter und Komturdamen "vom heiligen Grabe"

Alles steht sofort Online, deshalb mußte im Dienste katholischer Interessen die Diskussion auf "Spreeblick" auch abgewürgt werden. Denn Blogs oder so unbedeutende Kirchengemeinden wie die von Bad Tölz können heute sogar den Vatikan selbst außer Fassung bringen und erschüttern - wenn man nicht immer gleich "Nothelfer" vor Ort hätte.

Die Internationalisierung hieße also, daß der Vatikan ebenso denken müßte wie die deutschen Katholiken, deren Herzschlag doch gerade der deutsche Papst besonders gut kennen müßte?
Entscheidend sei für die Äußerungen aus der Kurie der Pressesaal, für den Papst-Sprecher Kardinal Federico Lombardi zuständig ist. Doch von Gemmingen sieht das Problem nicht ausschließlich in der Schwerfälligkeit des vatikanischen Kommunikationsapparats.
Selektive Wahrnehmung des Papstes

Auch die Wahrnehmung der Person Benedikts XVI. durch die Medien sei sehr selektiv, merkt der journalistische Experte an und führt etliche Beispiele auf. So habe sich die publizistische Öffentlichkeit bei der Afrika-Reise des Papstes ausschließlich auf dessen Kondom-Äußerung gestürzt. Ein wesentliches Anliegen Benedikts - die Stärkung der Stellung der Frau in Afrika - sei dabei vollkommen vergessen worden.
Das Aussitzen bis zum Grabe ...

Bei der Zwischenüberschrift "Selektive Wahrnehmung des Papstes" dachte man ja noch an den Papst als Subjekt. Aber nein, weit gefehlt: hier ist der Papst wieder nur als Objekt angesprochen: Also doch Medienschelte statt Papstschelte. Noch nicht einmal "Widerspruch aus Loyalität" hört man heute vom Jesuitenorden gegenüber dem Papst, sondern nur gegenüber den deutschen Medien:
Auch die Gewichtung mancher Papst-Themen in deutschen Medien hält von Gemmingen für fragwürdig: "Die Frage der Traditionalisten der Pius-Bruderschaft oder auch die tridentinische Messe sind für Benedikt Nebensache."
So, so. Aber gewiß doch. Weil er ja auch an solchen Edelkatholiken wie den Grabesrittern und Komturdamen so gar keine Freude hat, sind auch diese konservativen Knochen für Benedikt "Nebensache". Hört es euch nur an, ihr edlen Ritter und Komturdamen "vom heiligen Grabe", bei deren Namen man immer an ein seelisches Begräbnis nach einem Seelenmord denkt ...:
Doch seine Äußerungen zur Schöpfung, zur Umweltkatastrophe und zum Klimawandel hätte das Oberhaupt sicher gerne stärker in den Vordergrund rücken wollen.
- Etwa als ein neues Ablenkmanöver? Und der Artikel endet:
Trotz der schwierigen Lage der deutschen katholischen Kirche ist dem 74-jährigen Pater immer noch zum Scherzen zumute: "Es heißt: ,Die Kirche ist ein Mysterium.‘ Daher ist der Vatikan mysteriös."
Gewiß ist es "mysteriös", wenn eine Bischöfin Käßmann wegen eines christlichen Alkoholmißbrauches zurücktritt, ein Papst Benedikt aber ganz andere Mißbräuche seit Jahrzehnten auf all seinen Ämtern ausgesessen hat und weiter aussitzt.

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